Ein Beitrag von Ralf Müller, erschienen auf IDOWA 19. Oktober 2023; den ausführlichen Artikel finden sie auf IDOWA.de
Der Bund Naturschutz (BN) hält die in Bayern eingeschlagene Strategie zum künftigen Umgang mit Klärschlamm für klimaschädlich und falsch. Planung und Bau von Monoverbrennungsanlagen für Klärschlamm müssten gestoppt werden, forderte die stellvertretende BN-Landesbeauftragte Christine Margraf am Donnerstag in München. Diese Anlagen hätten die schlechteste CO2-Bilanz von allen Verfahren für die Klärschlammbehandlung.
Bis spätestens 2032 muss nach einer Gesetzesnovelle das wertvolle Düngemittel Phosphor aus dem Klärschlamm herausgelöst werden. Der überwiegende Teil des Klärschlamms darf von größeren Kläranlagen spätestens zu diesem Zeitpunkt nicht mehr auf Feldern ausgebracht werden.
Die Naturschützer haben selbst noch keine Alternativstrategie zu den Monoverbrennungsanlagen vorzuweisen, raten aber dringend zu weiteren Forschungen. Die Klärschlammverbrennung sei kein Verfahren zum Recycling von Phosphor, sagte Margraf. Dafür gebe es noch keine erprobten Verfahren. Eine Studie des Beratungsbüros Björnsen (Koblenz) im Auftrag des BN belegt die Bedenken der Naturschützer.
Pyrolyse direkt an der Kläranlage als Alternative
Waltraud Galaske vom BN-Arbeitskreis Abfall und Kreislaufwirtschaft warnte vor „Fehlinvestitionen mit negativen Folgen für Umwelt und Bürger“. Statt Monoverbrennungsanlagen weiter voranzutreiben, sollte die Forschung dringend intensiviert und staatlich unterstützt werden.
Die Björnsen-Studie favorisiert die Pyrolyse direkt an der Kläranlage. Dabei könnten Problemstoffe wie Arzneimittelrückstände, Quecksilber, Cadmium, Mikroplastik und multiresistente Keime vernichtet werden, erläuterte Studienmitverfasser Kevin Friedrich. Allerdings sei die landwirtschaftliche Verwertung des dabei entstehenden Klärschlamm-Karbonats rechtlich in Deutschland nicht erlaubt. Die für die Natur beste, aber wohl auch aufwendigste Lösung wäre die Trennung der menschlichen Ausscheidungen und des restlichen Abwassers gleich in den Haushalten. Dabei würde die geringste Menge an CO2 anfallen, sagte die stellvertretende Sprecherin des BN-Arbeitskreises Wasser, Renate Götzenberger. Darüber hinaus würden durch ein solches „ressourcenorientiertes Abwassersystem“ erhebliche Mengen an Wasser eingespart.